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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 321

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
321 halb eines Jahres von der Sonne zugestrahlt erhält, reicht hin, um einen die Erde rings umgebenden Eispanzer von anderthalb Haushöhe (31 Meter) Dicke zu schmelzen. Aber nur der 2735 millionste Teil der von der Sonne ausgestrahlten Gesamtenergie kommt unserer Erde zugute; fehlte diese aber, so würde aus dem fruchtbaren Planeten mit feinem tausendfachen Leben, seinen rauschenden Wäldern, seinen fruchtbaren Ebenen ein toter, starrer Gesteinsball,- denn die mittlere Jahrestemperatur, die jetzt für Europa 13 Grad Wärme betrügt, würde ohne Sonnenstrahlung auf 73 Grad Külte sinken! 4. Man hat einmal versucht, die Kraft dieser mächtigen Weltleuchte nach Pferdekräften anzugeben und ist da zu ungeheueren Zahlen gekommen. Das wird uns verständlich, wenn wir bedenken, daß — von einigen ganz speziellen Kraftäußerungen abgesehen — alle irdischen Kräfte der Sonnen- energie entstammen; teils direkt, teils indirekt. Jedes Licht, das unsere Räume erhellt, wenn die große Leuchte unter den Horizont gesunken ist, jedes Feuer, das uns erwärmt, wenn im Winter ihre Strahlen uns nicht kräftig genug treffen können, stammt dennoch von ihr. Der Holzspan, mit dem der unzivilisierte Naturmensch seine Hütte erleuchtet, das Reisig, mit dem er sein Lagerfeuer unterhält, stammt es nicht von Bäumen, die einst im Strahl der Sonne wuchsen? Das Gas des modernen Groß- städters, die Kohlen, mit denen er seine Häuser wärmt, und aus denen er das Leuchtgas sog, sind es nicht umgewandelte Sonnenstrahlen? Wir wissen, daß die Steinkohle Stein gewordenes Holz untergegangener Wälder ist, die einst — vor Jahrmillionen — die Erde bedeckten und im Strahl derselben Sonne grünten, die heute unser Korn reifen macht. Auch die Braunkohle entstammt dem Pflanzenreich, und das Petroleum, jenes seltsame Erdöl, entstand aus den Leibern von Milliarden untergegangener Tiere, hauptsächlich Meeresbewohnern, die ebenfalls in grauer Vorzeit durch die Sonne und das, was sie wachsen ließ, lebten. Den Spiritus gewinnen wir wiederum ans der Pflanze, und das Wachslicht, dessen trüber Schein unseren Vorfahren ein ideales Licht dünkte, entstammen seine Teile nicht ebenfalls dem Tier- und Pflanzenreich? Die rußende Tranlampe des Eskimo, kommt ihr Brennstoff nicht aus dem Tierkörper, also indirekt aus der Sonnenkraft? Und unser elektrisches Licht? Die Dampfmaschine treibt die Dynamomaschine, die die elektrische Energie ent- wickelt; aber jene Dampfmaschine wird mit Steinkohlen angeheizt oder mit anderen dem Tier- und Pflanzenreich entnommenen Stoffen! So führt auch hier der vielgewundene Weg zur Sonne zurück, und Sonnenkraft vergangener Jahrtausende ist es, die uns mit der Eisenbahn, mit dem Dampfschiff über Länder und Meere treibt, uns im Fahrstuhl emporhebt, den Dampfhammer wuchtig niederfallen läßt und Millionen Räder treibt. — Sonnenlicht vergangener Zeiten blinzelt uns im Schein der Kerze, im Kappey u. Koch, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 21

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 323

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
323 den Wasserfällen und im Wind verloren gehen, ins Joch der modernen Großindustrie zu spannen. Hie und da beginnt man ja schon, Wasser- kräfte zu nützen, und man hat berechnet, daß man mit der in den Wasser- fällen Amerikas ruhenden Kraft alle Maschinen der Vereinigten Staaten treiben könnte, ohne für einen Pfennig Kohle zu verbrennen. Hier liegen noch ungeheuere Schätze, die dem Nationalwohlstande zugute kommen könnten. Vielleicht wird man es noch einmal lernen, die Kraft des Windes besser auszunützen, der ja zuweilen mit einem Druck von zehn Zentnern ans den Quadratmeter Fläche wirkt. Gelänge es aber, das Sonnenfeuer selbst zum Heizen der Kessel zu verwenden, wie es in der Tat seit einigen Jahren auf einer Farm in Süd-Passadena geschieht, wo die Sonnen- strahlen mit Hilfe eines Hohlspiegels gesammelt werden und auf einen Kessel fallen, dessen Wasser sie erhitzen, — so wäre das Ideal der Aus- nützung der Sonnenkraft erreicht. Dem Menschen ist nichts unmöglich, und so wird er einst die Rosse des Sonnenwagens vor seine Maschinen spannen und einen mächtigen Stern zu seinem Sklaven machen. Bruno Bürgel. 213. Rätsel. Es steht ein groß geräumig Haus auf unsichtbaren Gäulen. Ls mißt's und geht's kein Wandrer aus, und keiner darf drin weilen. Aach einem unbegriffnen plan ist es mit Aunst gezimmert. Ls steckt sich selbst die Lampe an, die es mit Pracht durchschimmert. Ls hat ein Dach, kristallenrein, von einem einigen Ldelstein; doch noch kein Auge schaute den Meister, der es baute. Friedrich von Schiller. 214. Hildesheim. 1. Der Ruhm Hildesheims ist besonders durch den Künstlerbischof Bernward begründet worden, der um das Jahr 993 an die Spitze des Bistums trat. Das Stift hatte unter den letzten schwachen Karolingern und unter den ersten sächsischen Kaisern schwer von Normannen und Ungarn zu leiden gehabt. Mord und Verwüstung waren über die geweihte Stätte gekommen. Erst unter Otto I. begann der Kirchensprengel wieder aufzuatmen. Alle andern sächsischen Kaiser sehen wir in Hildesheim weilen, ja Otto Iii. war in der Domschule Bernwards Schüler. Dieser Bischof hat vornehmlich dazu beigetragen, die Spuren der verderblichen Zeit aus- zulöschen. Er hat in dreißigjähriger, unermüdlicher Tätigkeit Hildesheim so weit emporgehoben, daß damals die ganze Christenheit von dem Ruhme , 21*

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 329

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
329 genug gestiegen, so öffnet der „Schmelzer" mit einer eisernen Stange den mit Lehm verstrichenen Abzngskanal und läßt sie ablaufen. Wie Wasser rinnt die glühende Masse hervor, wird aber später so hart, daß sie sich vorzüglich znm Straßenbau eignet. Die ans der Schlacke ge- formten Steine werden als Pflastersteine weithin verschickt. Wenn das flüssige Eisen so weit gestiegen ist, daß es mit der Schlacke ablaufen will, so öffnet man ihm am Grunde des Ofens den Weg. Der Hochofen wird „abgestochen". Hni, wie fährt der Glntstrom heraus! Fnnkensprühend wälzt er sich in den Sandrinnen fort, verteilt sich in den Formen wie das Wasser in den Gräben der Rieselwiesen und steht endlich rauchend still. Bei Tag und bei Nacht öffnet sich so alle vier Stunden das Fenertor und speit jedesmal 600 Zentner Roheisen aus. Aus der Jlseder Hütte sind stets drei Hochöfen in Tätigkeit. Sieben Jahre muß ein Ofen arbeiten; dann werden seine mürbe gewordenen Wände abgerissen, und ein neuer wird aus derselben Stelle errichtet. Als Feuerung für die zahlreichen Maschinen des Hüttenwerks wird nur Hochofengas verwandt, das man ja reichlich und umsonst hat; es brennt unter den Kesseln der Dampfmaschinen und treibt auch die Gas- motoren. Das Elektrizitätswerk liefert Licht und Kraft für die Hütte und das Walzwerk in Peine. Wenn das Roheisen erkaltet ist, schlagen es die Arbeiter in Stücke. Das gelingt ihnen so leicht wie einst dem jungen Siegfried in der Wald- schmiede, denn es ist spröde wie Glas. Es muß von Kohlenstoff und Phosphor befreit werden, sonst kann es keine Lasten tragen, kein Schmied kann's gebrauchen. Man schafft es deshalb nach dem Walzwerk, wo ihm diese Stoffe entzogen werden. 5. Da gerade ein mit Roheisen beladener Zng, dem man einige Personenwagen angehängt hat, abgehen soll, so fahren wir mit. Nach einer Viertelstunde sind wir in Peine. Die hohen Schornsteine zeigen an, wo das Walzwerk liegt. Es bildet mit seinen vielen Gebäuden eine kleine Stadt für sich. In seinen Werkstätten werden etwa 2500 Arbeiter beschäftigt. Wir besuchen zunächst die sogenannte „Thomashütte"; sie hat ihren Namen von dem Engländer Thomas, weil hier nach seiner Weise das Roheisen geläutert wird. Dasselbe wird in vier Ösen, die oben im Gebäude stehen, wieder flüssig gemacht. Zur Aufnahme des geschmolzenen Eisens hängt neben jedem Ofen in einem Gestell ein birnenförmiges Gefäß von 3 m Durchmesser, es wird nach seinem Ersinder (Bessemer) Bessemer- birne genannt. Ein Arbeiter schüttet etwas Kalk in dieselbe, und nun kann der „Abstich" des Ofens beginnen. Zischend schießt der Glutstrom durch eine Rinne in die Birne; es saust und braust in ihr, Millionen glitzernder Metallfunken sprühen empor. Doch dies ist erst das Vorspiel. Eine Glocke ertönt. Die Luftpumpen im Maschinenhanse setzen sich in

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 396

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
396 eingreifen. Ein kalter Westwind mit kaltem Regen oder Tau kann die ganze feindliche Armee bis auf den letzten Streiter über Nacht vertilgen, fo daß nur noch ihre zahlreichen Leichname bezeugen, wer das arme Land so schrecklich verwüstet hat. Ludwig Schneller. 237. In Benares, dem indischen Mekka, an der heiligsten Stätte des Ganges. 1. Das größte Interesse in Benares bietet eine Fahrt auf dem Ganges in Booten, hart am Ufer entlang. Hier entwickelt sich das Volks- leben, und hier strömen die Tausende und Hunderttausende von hindosta- nischen Pilgern zusammen (so wie in Mekka die Muhammedaner), um im heiligen Ganges zu baden, von dem heiligen Wasser zu trinken und einen Krug davon mit heim ins Haus zu bringeu, wo dieses Wasser das vertritt, was in der katholischen Religion das Weihwasser bedeutet oder versinnbildlicht. Ist dort das Wasser des Jordans besonders geheiligt, so hier das Wasser des Ganges, aber nur das an der kurzen Userstrecke unterhalb des Goldenen*) und der anderen Tempel; denn jenseits am rechten Ufer geschöpft, oder weiter stromaufwärts und stromabwärts, ist es nicht mehr dasselbe. Just nur an dieser kurzen Uferstrecke wird dem Wasser heilige Kraft beigemessen. Hier zu sterben, dann sofort den toten Leib in den Ganges, da wo er am heiligsten ist, legen und, noch triefend vom geheiligten Wasser, auf dem Holzstoß verbrennen zu lassen, das bringt dem Hindu das, was wir als die „Seligkeit", als das „ewige Leben" be- zeichnen. Deswegen sehen wir auch hier eine ganze Anzahl größerer und kleinerer Paläste, die noch bewohnbar sind und von ihren Besitzern be- zogen werden, wenn infolge hohen Alters oder Krankheit der Tod voraus- sichtlich nahe bevorsteht. 2. Da die Uferböschung auf dem heiligen linken Userrande eine ziem- lich steile ist, sind längs der ganzen Stadt vom westlichen bis zum östlichen Ende sozusagen Sockel von Granitstusen errichtet, die treppenartig fast bis zum Grunde des Flusses hinabführen. Vom Wasser aus gesehen erscheint Benares dadurch, als wäre es auf diesem Riesenpostament aufgebaut. Diese in langer Reihe sich fortsetzenden, hochhinansührenden Steinstiegen, die sogenannten „Ghäts", deren es nicht weniger als 47 gibt, dienen dazu, die Gläubigen hinab in die Fluten des heiligen Flusses zu bringen. Jeder Hindu, der in Benares lebt, und die Tausende und Abertausende von Pilgern, die tagtäglich in der heiligsten Stadt ein- und ausgehen, lassen *) Der Goldene Tempel, der dem Gotte Shima, dem Zerstörer und Wiedererzeuger, geweiht ist, hat seinen Namen von den mit massiven Goldplatten gedeckten Kuppeln.

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 337

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
337 werden. Das ängstliche Gefühl des Neulings ist bald überwunden, und schnell und sicher geht die Fahrt „bergetief" hinab. Aber haben wir unten eine fürchterliche Finsternis erwartet, die nur von dem Lämpchen des Bergmanns matt erhellt wird, so sind wir angenehm enttäuscht, denn unten erstrahlt alles im elektrischen Licht. Auf breiten Hellen Gängen laufen die kleinen Grubenwagen, die das Salz zur Förderstelle schaffen. Von den Hauptgängen zweigen sich andere ab, und bald besindet man sich in einem Gewirr von Salzstraßen. Zwischen ihnen hat man überall Salzpfeiler stehen lassen, um die Decke zu stützen; ja die Behörde schreibt jetzt vor, daß die Hohlräume wieder ausgefüllt werden, damit nicht Erd- senkungen und Einstürze erfolgen, wie das in Staßfurt geschehen ist. Das Lossprengen des Salzes geschieht durch Sprengpulver und Dynamit, mit Hilfe der elektrisch betriebenen Bohrmaschinen. Die Elektrizität spielt im Bergbau überhaupt eine große Rolle, da sie über Tage erzeugt wird und sich überall leicht hinleiten läßt. In Salzdetfurth wird nur die Förderung im Schacht mit Dampf betrieben. Sind die Salze losgesprengt, so regen sich auch schon viele Hände, um sie in Grubenwagen zu füllen und an den Schachtfüllort zu befördern. 7. Nun sind wir schon eine geraume Zeit unten in der Erde und wundern uns im stillen, daß uns die Luft, in der doch Hunderte von Menschen rührig arbeiten, gar nicht stickig und verdorben vorkommen will, auch nicht so heiß ist, wie man erwarten sollte. Woher kommt das? Denk' dir einen Mann, der eine lange Pfeife raucht! Jedesmal, wenn er saugt, steigt der Rauch unten aus dem Pseisenkopf durch das Rohr in den Mund; von außen aber dringt Luft in den Pseisenkopf, wie du leicht sehen kannst, wenn die Pfeife angezündet wird. Ähnlich ist es im Kali- schacht. Den hat man durch eine senkrechte, luftdichte Holzwand, den „Wetterscheider", in zwei ungleiche Teile geteilt. Der kleinere Teil ist das Pfeifenrohr. An demselben saugt oben jemand, versteht sich, kein Mensch, sondern eine große Maschine, die jede Sekunde große Mengen verdorbener Lust, die „schlechten Wetter", aus dem Bergwerk zieht. Sofort dringen durch den größeren Teil des Schachtes die „frischen Wetter" ein, und der Bergmann kann 700 m unter Tage in frischer Waldluft arbeiten; denn der Ingenieur weiß auch unten im Werk die Wetter so zu leiten, daß sie an alle Arbeitsstätten kommen. Sind zwei Schächte vorhanden, so ist die künstliche Bewetterung noch leichter. 8. Nachdem alles besichtigt ist, steigen wir wieder in ein Förder- korb, und aufwärts geht's, dem Sonnenlichte entgegen, das wir doch auf- atmend begrüßen. Wir treten nun in den Schachtturm und folgen dem Lauf der kleinen Grubenwagen, um zu seheu, was mit den geförderten Salzen geschieht. Auf einer Kettenbahn laufen sie geradeswegs in den oberen Stock einer vierstöckigen Rohsalzmühle. Hier wird das Salz ge- Kappey u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 22

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 410

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
410 Unternehmer bei ihren Plänen, auch wenn sie noch so verrückt erschienen, ruhig gewähren lassen. Der ganze Eindruck der Stadt wird dadurch charakteristisch mitbestimmt und etwas geschaffen, was man nicht voreilig aburteilen, sondern als etwas echt Amerikanisches ruhig hinnehmen und danach beurteilen muß. 3. Unangenehm für das Auge sind diese Gebäude zunächst in keiner Weise. Es liegt in ihnen etwas Überwältigendes, schon wegen der erstaun- lichen technischen Kunststücke, die bei ihnen zur Anwendung gekommen sind, und der Schnelligkeit, mit der sie ans der Erde wachsen. Kaum ist das Todesurteil über die alte Baustelle gesprochen, so schrumpft sie auch schon von oben nach unten zusammen und wird geräuschlos auseinander- genommen, bis eine riesige Kluft entsteht. Dann wird der Erdboden in gähnender Tiefe aufgewühlt und die Fundamentierung des neuen Gebäudes geheimnisvoll fertiggestellt. Endlich wird eine Reihe von mächtigen stählernen Platten, Schwellen und Stützen für die Ausführung des Erd- geschosses ineinandergefügt und hierauf je nach der Zahl der Stockwerke diese Arbeit so lange vorgenommen, bis die Höhe des Daches erreicht ist. Man sieht zunächst nur eine größere Anzahl aus Stahl gebildeter, gleich- mäßiger, in der Luft hängender Quadrate, die nicht ausgefüllt sind. Aber schon keuchen die Maschinen, und die Elevatoren sind Tag und Nacht damit beschäftigt, dicke Quadern von Granit oder Marmor emporzuschafsen, wo sie in diese Vierecke eingesetzt werden. Dies geschieht nach unsern Vorstellungen auf seltsame Weise. Man baut nicht etwa vorsichtig und etagenweise von unten nach oben, sondern überspringt auf einmal ein paar Stockwerke, die man vorläusig unausgeführt läßt, und setzt die Arbeit darüber weiter fort, um das Versäumte später nachzuholen. Daß bei diesen Experimenten auch einmal ein Unglück vorkommen kann, habe ich in Neu- york selbst erlebt, wo eine solche zu einem Drittel ausgebaute Stahl- konstruktion unter gewaltigem Krachen zusammenstürzte und Stücke von dem zerbrochenen Gestein-den Nachbarn durch die Fenster auf den Frühstücks- tisch flogen. Im allgemeinen geht die Sache aber gut ab, und nach einem Jahre ladet der riesige Kasten bereits zahlungsfähige Leute ein, es sich in ihm zum Geldverdienen im Geschäftsbureau Wohlergehen zu lassen. 4. Bei solcher Höhe, wie sie die amerikanischen Riesengebäude er- reichen, ist natürlich nicht daran zu denken, daß man Treppen emporsteigt. Sie sind überall da, und zum Teil, namentlich in den ersten Stockwerken, mit Marmorwünden und Beleuchtungskörpern prächtig ausgeführt. Sie dienen aber für gewöhnlich nur als Schmuck des Hauses und gewinnen erst dann eine Bedeutung, wenn die Bewohner bei Feuersgefahr sich nicht mehr durch die Lifts retten können, sondern nach anderen Auswegen suchen. Auch die Dienstboten lassen die Treppen unberührt und benutzen immer nur die Aufzüge, von denen in solchen Häusern zwölf bis zwanzig

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 412

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
412 Menschen täglich sich dort vorübergehend aufhalten und das Ganze in einen kribbelnden Ameisenhaufen verwandeln. 7. Der größte Übelstand der „Wolkenkratzer" liegt darin, daß sie, namentlich in den engen Straßen der untern Stadt, die Wohnungen in unangenehmer Weise verdunkeln und man den ganzen Tag auf elektrisches Licht angewiesen ist. So viel Komfort in den Bureaus auch herrscht, bekommt man zunächst ein unwiderstehliches Verlangen nach Sonnenschein und frischer Luft, bis auch diese zarteren Regungen in dem Einerlei des Geschüftslebens unterdrückt werden. Eugen Zabel. 242. Iin861'6 Togoneger als Ackerbauer. 1. Wer in Togo weilt, wird bald erfahren, daß unsere Schwarzen recht fleißige und sorgsame Ackerbauer sind. Zwar haben sie keine landwirtschaftlichen Maschinen, selbst Egge und Pflug sind ihnen unbekannt. Sie arbeiten nur mit der Hacke. Deshalb müssen sie, namentlich bei Anlage neuer Felder, sehr tapfer zugreifen und un- ermüdlich schaffen, um den wilden Busch zu roden und die Erde für die Aussaat vorzubereiten. Ist das Gestrüpp gar zu dicht, so legt man Feuer daran und läßt es abbrennen. Die Asche gibt dann noch einen wertvollen Dünger ab. Mit Beginn der Regenzeit ist das Land so weit geklärt und gelockert, daß die erste Einsaat erfolgen kann. Diese wird im März und April dem Boden anvertraut, und zwar pflanzt man jetzt Bohnen, Erdnüsse und Erderbsen, süße Kar- toffeln, Pfeffer und mehrere Sorten Zwiebeln. In der Ebene kommen noch Jams und Mais hinzu, die beide nicht vor April ausgepflanzt werden. Die zweite Einsaat beschränkt sich auf Reis und ein ge- ringeres Knollengewächs, die Kassada. Sie geht im Mai und Juni vor sich und dauert zuweilen bis in den August, damit die kleine Regenzeit sofort ihre befruchtende Wirkung auszuüben vermag. 2. Von größter Bedeutung ist jedenfalls der Anbau des Jams. Der Bauer hackt im März auf seinem Felde in Abständen von 1 — 11/2 m etwa fußhohe Erdhäufchen zusammen, in die er gegen Ende April je eine kleine Saatknolle steckt. Nach wenigen Wochen treibt die Knolle eine Ranke, die sich an einer Stange hinaufwindet. Bei fruchtbarer Witterung liefert ein Jamsstock zwei, auch drei Knollen, die in der letzten Septemberwoche ausgewachsen, aber noch nicht reif sind. An Gewicht erreichen diese durchschnittlich acht bis zehn Kilogramm; in ihrer Gestalt gleichen sie einer Riesengurke. Nun wird im ganzen Lande, soweit es heidnisch ist, das Jamsfest gefeiert, bei dem unter Trommeln, Tanzen, Singen und Schmausen dem Schutzgeist der Felder einige Stückchen Jams dargebracht wer-

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 350

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
350 gegengeschritten. Er kannte sie wohl, den hohen, ernsten Vater und die Mutter, die liebe Mutter, die Brüder und das blonde Schwesterlcin — o er hätte mit offenen Armen auf sie losstürzen, hätte aufjauchzen mögen, wenn er allein gewesen wäre, allein ans der endlosen Heide. Es waren die Geister der Heimat, die den Wanderer umfingen, die Wnnderkraft der Heimkehr aus der Fremde, die ihn so mächtig ergriff, daß ihm das Herz davon voll war hier auf der Heide. Julius Wolfs. 223. Lüneburg. Unter den deutschen Städten der Gegenwart spielt Lüneburg mit noch nicht 30 000 Einwohnern nur eine bescheidene Rolle. Wer aber offenen Auges und Sinnes die Straßen dieser alten Stadt durchwandert, der stößt auf Schritt und Tritt auf die Spuren einer großen, ja stolzen Vergangen- heit. Massige, oft 4—500 Jahre alte Backsteinbauten mit weiten Höfen und geräumigen, hohen Hausfluren recken ihre stilvollen, eigenartig geschmückten Treppengiebel so trotzig in die Höhe, als ob sie für die Ewigkeit gebaut wären. Kunstschätze allerersten Ranges in den drei schönen alten Kirchen und besonders in dem prächtigen Rathaus zeugen von dem Kunstsinn und dem Reichtum längst vergangener Geschlechter. Und die Quelle dieser einstigen Größe? Das ist die Salzquelle, die im Südwesten der Stadt am Fuße des Kalkberges seit undenklichen Zeiten sprudelt und jahraus, jahrein reiche Schätze dem Schoße der Erde entreißt. Seit Jahrtausenden nagt das Wasser an den ungeheuren Steinsalzlagern und wäscht und spült große Höhlungen hinein, die nicht selten Ein- stürzungen in der Stadt und ihrer nächsten Umgebung veranlassen. Im Jahre 1013 senkte sich ein weites Gebiet nördlich von der Quelle so stark, daß sich ein großer Teich bildete, an den noch heute der Straßenname „Am Meerd" erinnert. Wann und von wem die Quelle entdeckt wurde, das meldet kein Buch, aber die Sage erzählt davon folgendes: Vor vielen hundert Jahren, als in der Gegend, wo heute Lüneburg steht, noch eitel Wald und Sumpf war, folgten zwei Jäger einst den Spuren eines Wild- schweines. Auf einer Lichtung erblickten sie das Tier, das sich wohlig in einer Pfütze herumwälzte, sich dann auf eine trockene Stelle legte und einschlief. Wie nun die Sonne auf die San herniederbraunte, gewannen deren schwarzbraune Borsten eine gar schöne, schneeweiße Farbe. Leise schlichen die Jäger hinan, erlegten mit ihren Spießen das Tier und ge- wahrten nun, daß die Borsten mit Salzkristallen über und über bedeckt waren. So war die später so berühmte Quelle entdeckt. Das ist nun zwar eine Sage, und die Schinkenknochen, die noch heute in einem Glas- kasten im Rathaus den Fremden gezeigt werden, rühren von einem anderen Schwein her, das später die sogenannte neue Sülze entdeckt haben soll; aber sicher ist, daß schon in der heidnischen Vorzeit die Quelle benutzt wurde.

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 419

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
419 fíe geduldig so lange, bis es eben Butter gab. Später hatte ich es mit der Hünersdorfschen Buttermaschine und dem Butterfaß bequemer. Das Unangenehmste bei der Sache war aber, daß ich diese Art Arbeiten niemals meinen Bambusen überlassen konnte. Sie leckten und naschten so lange daran herum, bis alles leer war. In dieser Butterkalamität lernte ich gar bald das Hammelschwanz- sett schätzen. Die Hammel bei uns drüben haben prachtvoll fette Schwänze. Sofort nach dem Schlachten ward mir der Schwanz ge- bracht. Dieser wurde abgezogen, zerhackt und geschmort. Das ab- geschöpfte Fett war sehr ergiebig und schmeckte, aufs Brot geschmiert, gut. Ich benutzte es zum raffiniertesten Kuchen- und Tortenbacken und habe stets unendlich bedauert, daß ein Hammel immer nur einen Schwanz hatte. 5. Nun die Getränke! Das Wasser auf Okombahe war das Gruudwasser des Omaruru-Riviers. Es wurde entweder in Eimern auf dem Kopfe herbeigetragen oder geschöpft und ins Wasserfeiki, ein kleines Faß, geschüttet. War das Füßchen voll, so wurde es, nachdem das Spundloch mit Gras oder Zeug verschlossen war, vermittels Ochsenriemen, die an beiden Böden festgenagelt waren, nach Hause ge- rollt. Unsere Hauptgetränke bildeten dünner Tee, Kaffee und Milch, letztere meist in Form von Omeire. Omeire ist das Nationalgetränk der Hereros, fehlt aber auch niemals auf der Tafel der alteingesesseneu Ansiedler. Auch ich hatte zuerst einen gewissen Widerwillen dagegen zu überwinden. Sie wirkt berauschend und verursacht zuerst ein un- angenehmes Gefühl der Völle. Hat man sich erst daran gewöhnt, so entbehrt man sie ungern. Nur muß man sich hüten, sie vor dem Reiten oder während desselben zu trinken. Dann liegt sie einem wie Blei im Magen. Bier oder Wein besaßen wir selten, wohl aber einen tadellosen Hennessy. Es ist entschieden ein ausgezeichnetes Gesetz, daß ohne von der Regierung ausgestellten Erlaubnisschein den Kafsern keine Spirituosen verabfolgt werden dürfen. Man ist ganz unsäglichen Betteleien aus- gesetzt, denen man sich aber mit Hinweis auf das Verbot der Regierung mit Erfolg entziehen kann. 6. Schon gleich zu Anfang unseres Aufenthaltes kaufte mein Mann eine Herde Ziegen und Kühe und verschaffte sich andauernd Vieh, um sobald als möglich einen guten Grundstock für die zu- künftige Farm zu bekommen. Das Kleinvieh, Ziegen und Schafe, tauschte er meist von den Bergdamaras ein, während er das Großvieh durch die Hereros empfing. Zu diesem Zwecke hielt er sich oft länger als einen Monat unter den Hereros auf. In seiner Abwesenheit war ich meist in großer Not mit der 21*

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 545

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
545 Nun donnerten auch die Kanonen von einer Anhöhe hinter uns über unsere Köpfe weg. Da wurde es drüben etwas stiller. Und da kam auch schon der Ruf: „Sprungweise vor!“ Wir sprangen auf und stürzten vor; aber eine entsetzliche Kugelsaat prasselte gegen uns an — und warfen uns wieder hin. Schräg vor mir hatte ein Unteroffizier eine Kugel in den Leib bekommen; das Blut strömte sofort mit Gewalt aus der Wunde, er kauerte und versuchte, es mit seinem Taschentuche zu hemmen und rief laut um Hilfe. Von drüben im Busch schossen sie mit wildem Eifer und schrien vor Wut. Wir kamen nicht vorwärts. Ich weiß nicht, wie lange wir so lagen und schossen. Es sind wohl Stunden gewesen. Ich wunderte mich einmal, daß sich kein Offizier bei uns sehen ließ, und vergaß es wieder. Der Schweiß rann mir wie Wasser über den ganzen Körper. Nicht meine Zunge, mein Hals, mein ganzer Körper schrie nach einem Schluck kühlen Wassers. Seitwärts .versuchte ein Lazarettgehilfe einem Verwundeten einen Gummischlauch um den stark blutenden Schenkel zu legen. Der Verwundete bat in süd- deutscher Mundart: „Bring mi ein bißle zurück; kannscht das?“ Da schleppte der ihn keuchend zurück. Das Feuer drüben wurde schwächer. Eine Stimme befahl: „Langsamer feuern!“ Von drüben her klang es heiser und höhnisch nachäffend: „Langsamer feuern!“ Ein Verwundeter rief laut und ängstlich nach Wasser. Wir lagen, Gewehr im Anschlag, und warteten. Von rechts her ging es von Mund zu Mund: „Der Hauptmann ist tot. Der Oberleutnant auch. Alle Offiziere . . . Und fast alle Unteroffiziere.“ Ich nahm mit der linken Hand meine Feldflasche, während ich das Gewehr aufliegen ließ, und nahm den kleinen Schluck, den ich für die höchste Not aufgespart hatte. Als ich die Flasche absetzte, dachte ich, daß dies vielleicht mein letzter Trunk gewesen wäre, und < A oe auch an meine Eltern. Ich dachte auch, daß der Feind ein venig Luft holen und gleich im Sturme vordringen würde. Aber es ge schab nichts. Da kam ein Oberleutnant, der zum Stabe gehörte, ge uckt unsere Reihe entlang. Als er hinter mir war, kniete er da, t■ p| auf meinen Stiefel und sagte: „Gehen Sie zum General und mebh Sie, daß wir nach meiner Schätzung etwa ein Kilometer von «. letzten Wasserlöchern sind.“ 4. Ich hob mich vorsichtig in die Knie und lief gebückt zu- rück und kam auf den Weg. An einem Termitenhaufen, der wohl drei Meter hoch war, mühte sich ein Arzt und ein Lazarettgehilfe, einen Verwundeten vor dem Verbluten zu G&diütizeärp-inflliuglaube aber, daß sie zu spät kamen: er lag wie ein Tmeu'äuf seia!£r roten dunkeln Decke. Dann sah ich den Ballon “Mlcfet1' Weit voi mir. Tßrßu ’V-iy'v-¿0 Kappey u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. '35 , 1 , Schuibucöbidliothek
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